Fische und Fischfang
Über den Fischfang und die Fischerei während unserer Hochseefischerzeit gibt es sicher viel zu berichten.
Hier haben wir nun einige interessante Info's über die Fischfangtechnik und natürlich auch
über die Fische in der Ostsee und den Weltmeeren zusammengetragen.
Den Anspruch auf Vollständigkeit wollen und werden wir sicher nicht erreichen. Trotzdem werden
wir hier auch weiterhin Informationen und Bildmaterial zusammentragen, die nicht nur den
ehemaligen Hochseefischer interessieren, sondern auch dem Laien einen kleinen Einblick
in unsere ehemalige Arbeit gestatten.
Dieses Panorama - Bild zeigt die verschiedenen Methoden der Schleppnetz- Fischerei.
durch klicken auf das Bild kann man sich eine größere Detailansicht runterladen.
Die Größenverhältnisse in dieser schematischen Darstellung sind natürlich nicht maß-
stabsgerecht dargestellt. Entsprechende Größenangaben finden sich in einem Beitrag,
etwas weiter unten auf dieser Seite. Doch nun erst mal zur Hauptsache: dem Fisch !
Hier eine kleine Übersicht über die wichtigsten, in der Ostsee vorkommenden Fischarten:
ein Teil dieser Fischarten hat auch einen nicht unerheblichen Beitrag bei der Ernährung
der Weltbevölkerung mit Fischprodukten.
Das nächste Bild zeigt eine Übersicht über die wichtigsten Speisefische der Welt:
weiterhin gehören hier dazu:
der Thunfisch
der Seelachs
die Schildmakrele
der Kaplachs
und die Seezunge
"Wie kommt der Fisch in die Dose ?"
Ich möchte es gleich vorweg nehmen: Auf keinem unserer Fang- und Verarbeitungs-
schiffe wurden Konserven hergestellt. Dies wurde in den verschiedenen
Fischverarbeitungsbetrieben an Land erledigt. Bis dahin hatte der Fisch allerdings
schon einen weiten Weg hinter sich. Zu Beginn der Hochseefischerei gestaltete
sich dies oft schwierig, da der gefangene Fisch nur auf Scherbeneis gelagert
werden konnte und damit nach wenigen Tagen angelandet werden musste.
Daher wurden Fabrikschiffe in Dienst gestellt auf denen der frische Fang
sofort verarbeitet und schockgefrostet wurde. Bei einer Laderaumtemperatur
von bis zu - 28°C konnte der Frostfisch über einen längeren Zeitraum gelagert
werden, ohne an Qualität zu verlieren.
Gehen wir also an Bord eines (damals) modernen Fang- und Verarbeitungsschiffes
vom Typ "Atlantik - Supertrawler" und schauen uns da mal um:
Man sah den Schiffen schon an, das sie bis zu 3 Jahre auf dem Fangplatz
blieben und nur selten einen Hafen sahen. Bei einem Fischereibetrieb rund
um die Uhr und das über mehrere Wochen, bleibt nun mal kaum Zeit für
"kosmetische" Reparaturen. Vom technischen Standpunkt aus war das Schiff
aber jederzeit in Ordnung.
Werfen wir zuerst einen Blick auf die Kommandebrücke des Schiffes:
Hier wurde nicht nur der Kurs bestimmt und das Schiff gesteuert.
Auf dem Jagdsitz beobachtete der Kapitän oder der Steuermann die Bildschirme
der Fischortungsgeräte. Wurde ein Schwarm gefunden, kam der Befehl zum Aussetzen
des Netzes. Während der Fangfahrt wurden Horizontal- und Vertikallot beobachtet
und gegebenenfalls die Ausrichtung und die Tiefe des Netzes korrigiert. Hatte die
Netzsonde entsprechende Einläufe registriert kam dann von hier der Befehl:
"Hiev Up".
Diese unübersichtliche Anhäufung von Netzen, Leinen und Gewichten sollte sich dann
im Wasser zu einem riesigen Fangnetz entfalten.
Die sogenannten Tuckgewichte ziehen das Netz in die Tiefe - ein jedes wiegt rund
eine halbe Tonne. Durch die Anzahl der Gewichte und die Länge der Kurleinen
konnte die Tiefe des Netzes eingestellt werden.
Die riesigen Kurleinenwinden (2) konnten bis zu 3600 m Stahlseil aufnehmen und
hatten eine Zugkraft von je 25 to. Die Kurleine, also das Stahlseil an dem das
gesamte Netz gezogen wurde, hatte einen Durchmesser von 28 mm.
Wurden die Kurleinen gehievt, kamen zuerst die beiden Scherbretter aus dem
Wasser. Sie dienten dazu, das Netz in seiner gesamten Breite zu öffnen.
Die modernsten Netze für die pelagische Fischerei, die von unserer
Fischereiforschung entwickelt wurden, hatte eine Netzöffnung in der Höhe
von ca. 60 Metern und in der Breite von bis zu 120 Metern.
Auf diesem Bild ist gut zu sehen, daß das Scherbrett einen Zwischenraum hat
um im Wasser noch besser angeströmt zu werden. Diese Scherbretter haben
eine Höhe von rund 2,5 m und wiegen ca. 1,5 Tonnen. Für die Grundnetzfischerei
wurden allerdings etwas kleinere Bretter verwendet.
gut zu sehen, wie das anströmende Wasser das Scherbrett zur Seite drückt.
nach den Scherbrettern folgen auf jeder Seite einige Schäckel und Wirbel,
die verhindern sollen, daß sich die nachfolgenden Leinen verdrehen.
Auch diese Verbindungsketten wurden über eine schwere, durchgehende
Stahlrolle an der Oberkante der Heckslip gezogen. Durch den davor
liegenden Graben konnten sogenannte Strops, also kurze Seile, gezogen werden
um die schweren Trossen anzuheben.
Hier kommen die Tuckgewichte wieder an Bord - 1,5 to an jeder Seite -
da waren wir wohl einige hundert Meter tief.
Die ersten Leinen, die sogenannten Jager kommen wieder an Bord. Diese langen
Leinen an der Netzöffnung sollen den Fisch in die Mitte des Netzes jagen
(daher der Name) und haben hier noch eine Maschenweite von mehreren Metern.
An der Oberkante der Netzöffnung sitzt die Netzsonde, die hier wieder an Bord kommt.
Die Sonde misst ständig, wieviel Fisch in das Netz einläuft und signalisiert dies durch
elektrische Impulse an den Sondenschreiber auf der Brücke. Dadurch kann der
Kapitän bzw. der Steuermann einschätzen, wie voll das Natz bereits ist.
Die Jagerleinen werden auf jeder Seite seperat zusammengefasst und mit den
beiden Beihieverwinden weiter an Deck gezogen.
Auf diesem Bild ist die große Maschenweite des Vornetzes gut zu sehen.
Das gesamte Netz ist mehrere hundert Meter lang und wird daher Stück
für Stück an Deck gezogen.
Langsam schwimmt das Netz auf. In diesem Bereich haben wir immer noch
eine Maschenweite von 30 - 40 cm.
Im Verlauf des Einholens werden die Leinen etwas kräftiger - hier wird
schon die Gienwinde angeschlagen um das Netz weiter an Bord zu holen.
Wenn die Maschen enger werden, haben wir auch schon den ersten Fisch im Netz.
Diese Stecker müssen später mühevoll von Hand aus dem Netz gepult werden.
Das Einholen des Steerts (Netzende) wird vorbereitet. Die dünnere Leine auf
dem Hacken dient nur dem Anheben des Netzes um den armdicken Tampen
mehrfach darumzulegen. Dieses Bild entstand bei ruhigem Wetter - bei
stürmischer See kann dieses Manöver viel schwieriger und vor allem
gefährlicher werden, da sich Alles hin und her bewegt.
Das Netzende, der Steert schwimmt auf - gut gefüllt, das hat sich gelohnt.
Über einen Block im vorderen A- Mast zieht die Gienwinde mit einer Kraft
von 15 Tonnen den schweren Steert an Bord. Hier mit rund 400 Korb Fisch -
das sind rund 20 Tonnen - ein guter Fang.
Dieses Bild entstand auf einer anderen Fangreise - dieser "Beutel" hat
1200 Korb also rund 60 Tonnen Fisch in sich. Um diesen Steert an Deck zu
holen mussten alle Register gezogen werden:
Beide Gienwinden wurden im Tandem- Betrieb angeschlagen, die Auf- und
Abbewegungen des Schiffes wurden zur Unterstützung genutzt.
Während des Hievens wurde das gesamte Deck geräumt - bei dieser Belastung
kann das beste Material nachgeben. In vielen Fällen wurde der Steert noch
im Wasser aufgeschnitten, um etwas Fisch wieder abzulassen.
Und noch etwas zur Größe: im Vergleich mit dem Panorama am Anfang dieser
Seite - der Teil des Netzes, der hier zu sehen ist entspricht dem kleinen,
dünnen Zipfel am Ende des Netzes auf der linken Seite der Abbildung
Hier löst der Bestmann, der Vorarbeiter an Deck, den komplizierten Steertknoten,
den er selbst vor dem Aussetzen geknüpft und mehrfach überprüft hat.
Dazu gehört viel Erfahrung - sollte sich dieser Knoten im Wasser lösen,
ist der gesamte Fang verloren.
Nun ergießt sich der gesamte Fang an Deck und muß der Verarbeitung zu-
geführt werden. Dazu werden die Luken der Fischbunker geöffnet.
In den 4 Fischbunkern des Schiffes können bis zu 29 Tonnen bevorratet
und auf +1°C vorgekühlt werden.
Nicht immer passt der ganze Fang auf einmal unter Deck. Der Rest bleibt
vorerst auf Deck liegen und wird mit Seewasser gekühlt.
Die Produktion muß sich also ranhalten.
Unter Deck, in der Produktionsabteilung, konnten die Fischbunker hydraulisch
geöffnet werden und der Fisch strömte auf die Transportbänder.
Zuerst wurde die Rohware gewaschen und sortiert und dann den verschiedenen
Verarbeitungsprozessen zugeführt. Die Fische wurden entweder von Hand
geschlachtet und ausgenommen oder mit verschiedenen Maschinen weiter
verarbeitet.
Mit dieser Baader-33er- Maschine wurde zuerst Kopf und Schwanz abgetrennt
und anschließend Filets geschnitten.
Die flinken Hände der geübten Produktionsarbeiter schafften es,
bis zu 120 Fische/min in die Maschine einzulegen:
Immer Kopf nach vorn - Bauch nach rechts !
An dieser Stelle sollte erwähnt werden, daß unsere Produktionsarbeiter
12 Stunden am Stück am Band oder an der Maschine standen - und das jeden Tag,
mit nur einer halben Stunde Pause am Tag ! (Reisedauer 90 - 120 Tage)
Wir haben Köpfe und Schwänze abgetrennt und die Fische ausgenommen,
da fällt viel Abfall an. Dieser wird jedoch nicht über Bord geworfen sondern
kommt in die Fischmehlanlage.
Zerkleinert, aufgekocht und getrocknet wurden die Abfälle als Fischmehl
in 60 kg- Säcke abgefüllt und verstaut.
Das Fischmehl kam als Tierfutterzusatz und in der Düngemittelproduktion
zur Verwendung und ist auch heute noch ein wertvoller Rohstoff.
Der verarbeitete Fisch wurde in der Frostanlage bei -40°C schockgefrostet
und dann hier in der Verpackung in Kartons a. 3 x 10 kg verpackt.
Die Frostanlage schaffte bis zu 60 Tonnen Fisch am Tag.
Über ein System von Förderbändern und Rutschen gelangen die Kartons auf
schnellstem Wege in einen der Kühlladeräume und wurden dort verstaut.
Die Stauer mußten viel Erfahrung mitbringen um bei -25°C die Pakete
so zu verstauen, daß jeder Platz ausgenutzt wurde und die Ware auch bei
Seegang nicht verrutschen konnte.
Bei allem Geschick - irgendwann waren alle Laderäume brechend voll und
der Fisch muß wieder raus. Doch nicht immer war Zeit um einen Hafen
anzulaufen um die Ladung zu löschen.
Unsere Flotte verfügte über bis zu 5 Kühl- und Transportschiffe, die nicht
nur Frostware transportierten sondern auch unsere Schiffe auf den
Fangplätzen mit Lebensmitteln, Kraftstoff und Ersatzteilen versorgen
konnten. Auch die lang ersehnte Heimatpost kam mit ihnen an.
Auf hoher See wurde längsseits gegangen und beide Schiffe fest
miteinander vertäut.
Eine Netzbroke wurde in den Laderaum gelassen und bis zu
1,5 Tonnen Frostware darauf verstaut.
ein kurzes "Hiev Up" und schon schwebte die Ladung nach oben.
und so kommt ein Hol nach dem anderen aus den Tiefen des Schiffsbauches
wieder ans Tageslicht.
so sollte das eigentlich nicht aussehen !
Und ab auf den Transporter - gut zusehen ist hier das Zusammenspiel der
Ladeeinrichtungen beider Schiffe - so konnte das Schwanken durch den
Seegang zwischen den Schiffen ausgeglichen werden.
Schnell mußten die Pakete im Kühlladeraum des Transportschiffes verschwinden
um die Kühlkette nicht zu unterbrechen. Nicht immer wurde der gesamte Fang
von unseren Kühl- und Transportschiffen nach Rostock gebracht. Ein Teil der
Ware wurde oft in ausländischen Häfen verkauft - wir mußten auch Devisen
erwirtschaften !
Einmal in Rostock angekommen wurde sofort die Ladung gelöscht. Dafür standen
an Land große Kühlhallen zur Zwischenlagerung zur Verfügung.
Spezielle Kühlwaggons der Bahn brachten den Fisch schnell zu den land-
seitigen Verarbeitungsbetrieben und Konservenfabriken.
Viele fleißige Hände packten dann die Filets in die vorbereiteten Dosen.
In dieser Maschine wurden die Soßen aufgefüllt und die Dosen verschlossen.
Jetzt haben wir den Fisch endlich in der Dose !
Das Sortiment konnt sich sehen lassen.
Die Besatzungen unserer Schiffe wurden sehr oft am Ende einer Reise
(ca. 3 Monate) mit dem Flugzeug ausgetauscht - eine Heimreise mit dem
Schiff (z.B. aus dem Südatlantik) wäre viel zu teuer gewesen und während
der rund 30 Tage dauernden Fahrt wäre kein Fisch gefangen worden.
Aber auch das beste Schiff braucht mal eine Pause - und muß auf's Trockene:
Im Trockendock in der Werft von Las Palmas erhält dieser Supertrawler
einen neuen Unterwasseranstrich.
Text und Bilder: Hochseefischerfamilie Günther
Im folgenden einige Interessante Bilder,
fotografiert und zur Verfügung gestellt
von unserem Stammtischmitglied Falk Ubel:
Rotbarsch
Brassen (Sparidae es gibt über 100 Arten in dieser Familie)
Brasse
Igelfisch
Stachelmakrelenart (Stöcker oder gestreifter Stöcker)
Kalmar ( bis ca.50 cm Länge,zehnarmige Kopffüßler)
Brassen und Makrelen
Beifang (Seeschlangenähnlicher Fisch 100 cm Länge, Farbe grünlich, hat im Oberkiefer neben den
Zahnreihen noch drei große Zähne in der Mitte, sehr schnell und bissig,
gefangen 1981 in Mauretanien Afrika)